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gefährlich, das seit dem Untergange der Hohenstaufen aus einer Anzahl selbständiger Staaten mit republikanischen oder monarchischen Verfassungen bestand.
1. Mailand. Die lombardische Republik hatte ihr Ende gefunden, als der Kaiser Wenzel an das hier mächtige ghibellinische Haus Visconti den Herzogtitel verkaufte 1395, wodurch Mailand vom deutschen Kaiser völlig unabhängig wurde. Nachdem der Manns-stamm der Viscouti erloschen war 1450, riß das Haus Sforza die Herrschaft au sich. Unaufhörliche Parteifehden zerrütteten den Staat und lockten die Franzosen zu seiner Eroberung herbei. Als diese kamen, hatte der herrschsttchtige Ludovico Moro in Mailand die Gewalt in Händen.
2. Venedig, dessen Gründung in die Zeit Attilas fällt, war durch den Verkehr mit der Levante eine blühende Handelsrepublik geworden, in der aber der wachsende Reichthum bald eine ungleiche Vertheilnng der Güter und ein hartes Adelsregiment schuf. An der Spitze des Staates standen der Doge und der große Rath, wo seit 1297 nur Mitglieder einer bestimmten Anzahl vornehmer Familien saßen. Der Versuch des Dogen Marino Faliero, die Oligarchie zu stürzen, schlug fehl 1355. Die Betheiligung Venedigs am vierten Kreuzzug verschaffte diesem ersten Handelsstaate Besitzungen an der kleinasiatischen Küste und die meisten Inseln im Archipelagus. Dazu kameu bis zum Ende des 15. Jahrhunderts viele Städte der Lombardei, Istrien, Dalmatien, Griechenland und Cypern, so daß Venedig im Ausgange des Mittelalters sein volles Ansehen behauptete. Es sank mit der Ausdehnung des osmanischen Reiches im Osten und mit der Entdeckung des Seeweges nach Ostindien durch die Portugiesen.
3. Geuua, die zweite italienische Handelsrepublik, war nach der Unterdrückung Pisas in den Besitz von Eorsica und Sardinien gelangt. Aus seinen langwierigen Kriegen mit Venedig um den Besitz des morgenländischen Handels ging es siegreich hervor, doch schwächten den Staat wilde Parteikämpfe, die auch durch die Wahl eines lebenslänglichen Dogen 1339 nicht beendet wurden. Zuletzt stand Genua bald unter mailändischer bald unter französischer Herrschaft.
4. Florenz war lange Zeit der Schauplatz harter Verfassungskämpfe, denn auch hier erhoben sich die Zünfte gegen das Patricier-regiment. Als dieses im 12. Jahrhundert gestürzt worden war, trat
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
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Uebergewicht. Im Kriege gegen asiatische Eroberer hielten bte Phönicier lange stand. So behauptete sich Tyrus unter dem Kömg Hiram 1000 v. Chr. mit dem von Sidon gegründeten Neutyrus (auf einer Insel der Altstadt gegenüber) siegreich gegen den Assyrier Salmanassar (§ 5, 3), Neutyrus auch später gegen den Babylonier Nebukadnezar (§ 5, 4). 540 unterwarfen sich die Phönicier freiwillig den Persern (§ 7,4). Die Seeherrschaft im größten Teile des Mittelmeeres ging nun auf die Griechen über, während die vornehmen phönicifchen Handelsherren größtenteils nach Karthago übersiedelten. Eine mißlungene Empörung gegen die persische Herrschaft führte dahin, daß Sidon 350 in Flammen aufging (§ 22,1). Tyrus ward von dem macedonifchen König Alexander erobert und teilweise zerstört (§ 22, 2).
§ 4. Das Volk Israel.
1. Palästina wurde ursprünglich nur der Küstenstrich zwischen Phönicier: und Aegypten genannt, den die Philister bewohnten. Später übertrug sich der Name auf das innere Land Kanaan (Niederland) und schließlich auf das Gebiet östlich des Jordan. Dieser Fluß entspringt am Hermon, einem Gipfel des Antilibanon, fließt durch ein tiefes Längenthal nach Süden und ergießt sich, nachdem er den See Genezareth gebildet, in das tote Meer. In dem Berglande zwischen dem Jordan und dem Mittelmeer erhebt sich im W. des Genezareth-Seees der Berg Tabor, unmittelbar am Meere steigt der Karmel auf. — Das Land westlich vom Jordan umfaßt: a) die Hügellandschaft Galiläa mit Nazareth; b) südlich davon Samaria mit Sichern am Fuß des Garizim und c) Judäa, wo die Hauptstadt Jerusalem liegt, mit dem Oelberg im Osten.
2. Das hebräische Volk, „Verehrer des alleinigen Gottes Himmels und der Erde", hat als Stammvater den Abram (Abraham), der mit seinen Herden aus Mesopotamien über den Euphrat nach Kanaan gezogen war. Auch sein Sohn Isaak und sein Enkel Jakob, nach dessen Beinamen Israel die Hebräer (die Fremden von jenseits) Israeliten genannt wurden, führten als Hirtenfürsten ein patriarchalisches Leben. Etwa um 1500 v. Chr. zog Jakob auf Veranlassung seines Sohnes Joseph, der beim Pharao eine hohe Stellung bekleidete, mit den Seinen nach Aegypten. Diese setzten im Weidelande Gosen, wo sie bald zu einem Volke anwnchsen, ihr Hirten-
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Extrahierte Personennamen: Sidon Salmanassar Nebukadnezar Alexander Alexander Palästina Jordan Abraham Isaak Isaak Jakob Jakob Joseph
Extrahierte Ortsnamen: Tyrus Karthago Israel Kanaan Niederland Jordan Jordan Berg_Tabor Nazareth Samaria Garizim Judäa Jerusalem Oelberg Mesopotamien Kanaan Israel Weidelande_Gosen
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Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Braunschweig
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
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des nahen Klosters liefs Hier der Quelle ein Steinhaus aufführen,
an dem auch das Bild des Schäfers zu sehen ist.
Kuhn u. Schwartz, Norddeutsche Sagen.
5. Riesen am Elm.
Bei Evessen am Elm liegt ein Berg, auf dem steht oben
eine dicke Linde, bei der in alter Zeit die Gerichte unter
freiem Himmel gehalten wurden. Der Berg selbst aber stammt
von einem Hünen her; der war bei Regenwetter eine lange
Strecke in dem schweren Erdreich am Eime gegangen, und da
konnte er zuletzt kaum von der Stelle. Darum strich er den
Lehm von der Sohle ab, und das ist der Berg bei Evessen.
Ein andrer Riese ging einmal am Elm spazieren und hatte
Steinchen in seiner Tasche gesammelt. Als er aber in die
Gegend von Helmstedt kam, auf den Berg, welcher jetzt der
St. Annenberg heilst, bekam die Tasche ein Loch, und die
Steine fielen alle heraus, und da liegen sie heute noch.
Kuhn u. Schwartz, Norddeutsche Sagen.
6. Wie Till Culerrspiegel in die Fremde zieht.
Nicht weit von Schöppenstedt liegt nahe am Elmwalde das Dörf-
lein Kneitlingen. Dort stößt an die Kirche ein Hof, auf dein Till
Eulenspiegel geboren ist. Schon von Kindesbeinen an war er ein
Thunichtgut und Schalk. Da nun sein Vater frühzeitig verstarb, war
seine Mutter mit ihm übel beraten; denn täglich richtete er aus Vor-
witz und Müßiggang allerlei Unheil an. Also setzte sie ihm bald mit
guten, bald mit harten Worten zu, er sollte ein Handwerk lernen, da-
mit er sich ehrlich ernähren möchte und ihr nicht länger zur Last fiele.
Nun geschah es, daß andere Burschen aus dem Dorfe auf die Wander-
schaft gingen, weil ihre Lehrzeit ans war. Da ermahnte ihn seine
Mutter immer aufs neue, daß er auch in die Fremde ginge, damit er
in der Welt sich umsehe und etwas Nützliches lerne. Eulenspiegel war
dazu bereit, schnürte rasch sein Bündel und trat mit einem guten
Mundvorrat in der Tasche seine Reise an. Als dieser aber verzehrt
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: Kuhn Schwartz Kuhn Schwartz Till_Culerrspiegel Till
Eulenspiegel Eulenspiegel
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Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Braunschweig
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
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zur Hülfe herbei. So kamen einst Zwerge zu einer Kranken-
wärterin in Stadtoldendorf und forderten sie auf, mit ihnen
zu gehen und einer kranken Frau Beistand zu leisten. Als
die Wärterin sich dazu bereit erklärt hatte, verbanden ihr die
Zwerge die Augen und führten sie in den Berg. Hier half
sie nach Kräften und wollte dann wieder gehen. Doch das
litten die Zwerge nicht, und so blieb sie volle acht Tage im
Berge und hatte es recht gut. Beim Abschiede fragten die
Zwerge, wie viel sie verdient hätte. Die Frau erwiderte aber,
sie wäre mit allem zufrieden, was sie ihr gäben. Da reichten
ihr nun die Zwerge eine Diefse Flachs und sagten dabei, da-
von möge sie alle Tage spinnen; der Flachs werde niemals
alle werden, wenn sie nur das letzte von dem Rocken nicht
abspinne. Dann verbanden ihr die Zwerge abermals die Augen
und führten sie aus dem Berge wieder heraus. Die Frau that,
wie ihr die Zwerge geboten hatten. Den Tag über spann sie
fleifsig; war sie aber zu dem letzten Lopp gekommen, so hörte
sie auf, und am andern Morgen fand sie die Diefse jedesmal
wieder voll Flachs. So spann die Frau lange Zeit und wurde
zuletzt recht wohlhabend. Endlich aber dachte sie, da sie nun
schon so viel zusammengesponnen habe, so könne sie es wohl
einmal wagen, auch den letzten Lopp abzuspinnen. Sie that dies,
und da war am andern Morgen auch die Diefse weg und blieb weg.
Es ist auch im Keilberge ein tiefes Loch, aus welchem
sonst die Zwerge immer Umschau hielten. Einst spielten an
dieser Stelle fünf Jungen aus einem benachbarten Dorfe und
belustigten sich damit, über das Loch hinüber und herüber
zu springen. Da sprang aber einmal einer von ihnen fehl und
fiel so in den Berg hinein. Unten war es gar schön, wie in
einer Stube. Der Junge hatte keinen Schaden genommen und
suchte nun wieder aus dem Berge herauszukommen. Dies ge-
lang ihm auch, indem er dem Laufe des Baches folgte, welcher
aus dem Berge hervorfliefst. Es war dies derselbe Weg, auf
welchem die Zwerge ein- und ausgingen. Für diese war er
hoch genug und ganz bequem, weil sie so klein waren. Der
Junge aber mufste sich ganz krumm machen, kam jedoch
glücklich wieder aus dem Berge heraus ins Freie.
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Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Braunschweig
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
21
nunmehr mit günstigem Winde zurück und durcheilte die Strecke dies-
mal in dreizehn Minuten.
Damit war die erste Staatseisenbahn in den deutschen Landen
eröffnet. Bald darauf befuhren täglich schon fünf Züge die neue Linie,
die nun nach Harzburg weitergeführt wurde. Andere Strecken schlossen
sich an, und heute sind unsere Bahnen nur ein Glied in dem gewal-
tigen Eisenbahnnetze Deutschlands.
Bericht aus beni Braunschweiger Tageblatt.
23. Werla und Steterburg.
Im Jahre 924, als König Heinrich 1. regierte, überschwemm-
ten die Ungarn ganz Sachsen mit ihren Reitergeschwadern. Auf
ihren Meinen Pferden eilten sie durch das Land; bald lösten sie
sich in einzelne Haufen auf, bald sammelten sie sich ivieder,
und rasch aus Busch und Wald hervorbrechend, überfielen sie
die wehrlosen Ortschaften. Von dem Brande der Märkte und
Dörfer rötete sich der Himmel, und viel Volks ivard von ihnen
erschlagen. Der König, vom Siechtum ergriffen, barg sich in
seiner Burg Werla. Die ist nun auch vom Erdboden verschwun-
den. In geringer Entfernung vom Bahnhofe Börfsum erhebt
sich südwärts von der Oker ein Hügel, auf dem ein mächtiger
Felsblock zum Andenken an die Pfalz Werla, die hier lag, auf-
gerichtet ist. Nun geschah es, dafs einer von den Häuptlingen
der Ungarn den Leuten des Königs in die Hände fiel und von
ihnen gefangen zur Burg gebracht ivard. Seine Genossen boten
für seine Freilassung ein grofses Lösegeld. Heinrich aber wies
alle ihre Anerbietungen zurück, wenn sie ihm und seinem
Lande nicht einen längern Frieden gewähren ivollten. Für die-
sen Fall erklärte er sich bereit, nicht nur den gefangenen
Häuptling auf freien Fufs zu setzen, sondern auch einen jähr-
lichen Tribut zu entrichten. So kam denn ein Waffenstillstand
mit den Ungarn zustande; auf neun Jahr gelobten sie das
Sachsenland mit ihren Einfällen und Raubzügen zu verschonen.
Und als dann nach neun Jahren, in denen der König uner-
müdlich für die Verteidigung des Landes gesorgt hatte, die
Ungarn wiederkamen, da schlug er sie in jener großen Schlacht
bei dem Orte Riade, der wohl in dem sumpfreichen Thale der
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Extrahierte Personennamen: Werla Heinrich_1. Heinrich Heinrich Heinrich
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Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Braunschweig
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
Die kalte Bode dielst in einem engen Thale, das von
schroffen Granitfelfen umgeben ist, an dem einsamen und
armen Brockendörfchen Schierke vorüber. Dann durcheilt sie
bis Königshof ein schönes Wiesenthal. Dieser kleine Hütten-
ort erinnert an das Jagdschlofs Bodfeld, wo König Heinrich I.
und die sächsischen Kaiser oft und gern weilten, um in den
wilden Harzforsten zu jagen. Jetzt wird von der Burg nur
noch die Stätte gezeigt, wo sie lag.
Bei Königshof vereinigt sich mit der kalten Bode die
warme, welche von der Achtermannshöhe über Braunlage und
Tanne herabkommt. Bald beginnt der Fluß seine zahlreichen
Windungen. Der schönste Punkt auf der nächsten Strecke
ist Rübeland mit seiner Marmormühle und den berühmten
Höhlen. Bald mündet von Süden die Rappbode, welche aus
der Gegend von Hohegeifs kommt.
Nun erreicht die Bode das herrlich gelegene Treseburg,
das rings von hohen, waldigen Bergen eingeschlossen ist.
Hier macht der Fluß so viele Krümmungen, dafs es oft er-
scheint, als wollte er dahin zurückfliefsen, woher er gekommen
ist. Langsam zieht er durch die grünen Wiesen, die von
steilen Felswänden begrenzt sind. Dann durchbricht er das
Gebirge in einer engen Schlucht. Hier umspült er gewaltige
Blöcke, die in sein Bett niedergestürzt sind, da rauscht er
über Steintrümmer dahin. Nur mit grofser Mühe hat man
zur Seite einen Pfad gebahnt. Oft scheint die Schlucht sich
zu schliefsen, aber hinter der vorspringenden Wand öffnet
sich wieder eine Spalte. Immer schroffer werden die Felsen,
immer höher streben sie empor. Jetzt stürtzt sich der Fluß
brausend in den Bodekessel, über den die Teufelsbrücke führt.
Hier steigt links die grofsartige Rofstrappe auf, rechts erhebt
sich der noch höhere Hexentanzplatz. Beide bilden ein ge-
waltiges Felsenthor, das um so mächtiger erscheint, da es sich
hart aus dem dicht herantretenden Flachlande erhebt. Nun
verlädst die Bode das Gebirge und eilt über Thale und Qued-
linburg der Saale zu.
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Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
41
gewahrt die herrlichen Wiesen, die sich längs des Flusses hinziehen.
Immer höher steigt die Bahn. Jetzt durchfahren wir einen Tunnel,
dann eröffnet sich eine schöne Aussicht auf das Leinethal. Zur Rechten,
schon tief unter uns, liegt das Dorf Greene, links liegen die Ruinen
der Burg gleichen Namens; noch ragt ein mächtiger Wartturm empor.
Auf einer großartigen, steinernen Bogendrücke zieht die Bahn über ein
enges Thal weg und tritt bald darauf in einen zweiten und längeren
Tunnel ein. Bei Naensen kommen wir wieder ans Tageslicht und
sind nun schon auf der Bergfläche angelangt. Auch hier schweift der
Blick über wohlangebaute Felder hin, die von waldbedeckten Hügeln
begrenzt werden. Nach kurzer Fahrt am Hils hin erscheint das „stein-
reiche" Stadtoldendorf. Ein wenig zurück steigt der Berg auf, welcher oben
die Ruinen der Homburg trägt. Die Häuser des Städtchens sind mit
den brauen Sollinger Platten bedeckt, welche diesem Orte, wie auch
den andern in der Wesergegend, ein einförmiges Äußere verleihen.
Im Weiterfahren wird dem Reisenden gleich darauf ein prächtiger An-
blick zuteil. Für eine kurze Zeit eröffnet sich nämlich die Aussicht in
das enge, von waldigen Höhen eingefaßte Hoopthal, und dort liegt
auf einem Felsenvorsprunge das ehemalige Kloster Amelunxborn, des-
sen fromme Brüder mit großem Eifer das Christentum unter den Wen-
den in Mecklenburg verbreitet haben. Bald geht es wieder bergab,
und nun tauchen die Berge Westfalens in der Ferne auf, die den Weser-
strom im Westen begleiten. Da erscheint der hohe, spitze Kirchturm von
Holzminden, und setzt erblickt man auch die Häuser selbst mit ihren
grauen Dächern. Der Zug hält, wir sind am Ziele. Wer von einer
Höhe, z. B. vom Felsenkeller aus, die Stadt und ihre Umgebung über-
blickt, wird eingestehen, daß diese Landschaft zu den lieblichsten und
schönsten unsres deutschen Vaterlandes gehört.
37. Der treue kieket von Augsburg.
Im Jahre 1528 folgte Herzog Heinrich der Jüngere dem
Rufe seines Kaisers und rüstete sich zu einem Zuge nach
Italien, um dort gegen den Papst und die Venetianer zu
streiten. Mit 1000 Reitern in blanken Kürassen und einem
Fähnlein Fufsvolk zog er im Frühjahre von Wolfenbüttel ab,
und wiewohl die Feinde die Alpenpässe besetzt hatten, kam
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Extrahierte Personennamen: Greene Heinrich_der_Jüngere Heinrich Wolfenbüttel
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Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
105
Über unsern Häuptern dehnt sich eine weite, gewölb-
artige, aber durch Spalten und Klüfte vielfach zerrissene
Decke. Die Felsblöcke, aus denen sie zusammengesetzt ist,
scheinen nur lose befestigt zu sein.
Was wohl in der Höhle am meisten die Aufmerksamkeit
erregt, sind die Tropfsteingebilde, welche teils von der Wöl-
bung herniederhängen, teils wie Säulen und Stämme zu ihr
aufragen. Das Wasser, das tropfenweise niederfällt, hat diese
Bildungen hervorgebracht und arbeitet noch fortwährend
daran. Ihre oft wunderlichen Formen haben Veranlassung
zu mancherlei Benennungen gegeben. Da sind Orgelpfeifen
und Türme, da ist ein Wasserfall, der zu Stein erstarrt ist,
u. a. m. Das schönste Stück ist die klingende Säule, deren
Höhe 2v2 Meter beträgt. Sie ist innen hohl und giebt beim
Anschlägen einen Metallton von sich. Gleich in der ersten
Höhlenabteilung liegt auch der Brunnen. Das ist ein von
Tropfstein gebildetes Becken von etwa 40 cm Länge und
Breite. Das Wasser, das ihn füllt, ist von erquickender Kühle,
grofser Klarheit und außerordentlichem Wohlgeschmack.
Aehnlich dieser ersten Abteilung der Höhle, aber den-
noch in ihren Einzelheiten und ihrer Gestaltung verschieden,
sind die übrigen Abteilungen; es sind deren bis jetzt sieben
fahrbar gemacht. Der Zugang zu ihnen führt bald durch enge
Gänge, bald durch schmale Felsspalten, hier über zahlloses
Getrümmer aufwärts, dort auf steil niedergehenden Berg-
mannsleitern in die Tiefe. Ueberall ragen die dräuenden
Felsblöcke über uns, unablässig tönt der melodische Tropfen-
fall durch die Stille, klingend und nachhallend in den weiten
Räumen. Wunderbar ist der Klang der menschlichen Stimme.
Der Gesang des Führers, wie tönt er so glockenhell durch
die Räume! Ein dumpfer Ruf in diese Spalte — und es ist,
als ob der ganze Berg laut erdröhnte. Selbst ein leises Mur-
meln, kaum hörbar gegen eine der Höhlenwände gehaucht, er-
tönt an der gegenüberliegenden Wand in unbegreiflicher Stärke.
Für Naturforscher sind von ganz besonderem Interesse
einzelne Räume der Höhle, worin sich Knochenreste, in
Tropfstein eingehüllt, vorfinden, welche zum Teil längst ver-
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
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Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
103
75. Die Baumannsliöhle.
Die von köstlichen Wiesen bedeckte, von Laubwald und
dunklen Tannen umsäumte Bergebene von Hüttenrode besteht
meilenweit aus einer Kalksteinmasse, welche anscheinend ein-
förmig und reizlos, doch manche Merkwürdigkeiten aufzu-
weisen hat. Sie ist nicht nur anziehend für den Botaniker,
dem sie eine Menge seltener Pflanzen darbietet, sie ist es für
den Mineralogen und den Bergmann durch die unermeßlichen
Eisensteinschätze, welche sie enthält, und durch den präch-
tigen Marmor, den dieser Kalkstein an einigen Stellen
bildet, und der in den mannigfachsten Färbungen erscheint.
Zu den merkwürdigsten Eigentümlichkeiten dieses Kalk-
gebirges gehören aber die Spaltungen und Zerklüftungen in
seinem Innern, welche unzählige größere und kleinere Grotten
und Höhlen bilden. Sie fallen namentlich da ins Auge, wo
die Fluten der Bode die Kalkfelsen durchbrochen haben, an
den beiden Seiten des Thaies von Rübeland. Einige der-
selben werden von den Anwohnern zu Kellern benutzt, andere
öffnen sich unmittelbar neben dem Flufsbette, so daß bei
hohem Wasserstande der Spiegel der Bode ihre Zugänge ver-
schliefst. Die Mehrzahl dieser Höhlen ist nur klein, einige aber
sind von bedeutender Größe; die berühmteste derselben ist
die Baumannshöhle.
Gerade über dem Hüttenorte Rübeland, fast auf dem
Rücken der nördlichen Wand des Bodethaies, hat die künst-
lerische Hand der Natur ein herrliches Felsportal aufgebaut,
eine weite, flachgewölbte Felsenhalle. Die Größe und die
zugleich schöne Form dieser Halle bereitet uns in der ange-
messensten Weise vor auf die Wanderung in die Höhle, deren
Thor sie bildet. Während einer kurzen Rast, die wir, vom
Bergsteigen erhitzt, hier der Abkühlung wegen zu halten
genötigt sind, stattet der Führer uns mit Grubenlichtern und
Bergmannskitteln aus. Dann beginnt die Fahrt.
Wo die Rückwand der Halle sich gegen den Boden senkt,
zieht sich seitwärts ein dunkler, enger und niedriger Gang
ziemlich steil in die Tiefe der Erde hinab. Dies ist der Pfad,
auf dem wir gebückt hinabsteigen, vorsichtig mit den Füßen
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
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Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
2
Prinzen her und rief: „Ach, Herr Prinz, Herr Prinz, nehmen
Sei 't doch man nich öwel; ick dachte ja, Sei weren de Ad-
jedante. Ick hebbe Sei ja nich ’ekennt.“ Der Prinz nickte
ihm lächelnd zu und sagte: „Schon gut, schon gut!“ Dabei
reichte er dem Alten ein blankes Geldstück zu einem Trünke,
da es ja so kalt sei.
Stein, Lebensbild des Prinzen Albrecht v. Preußen.
3. Die Oker und ihr Gebiet.
Am Bruchberge, einem Nachbar des Brockens, liegen die Quellen
der Oker. In einem engen Thale, über Steinblöcke weg und zwischen
Tannen hindurch stürzt sie die Höhe hinab. So enge ist das Thal,
daß neben dem Flusse kaum noch für den Fahrweg Platz gefunden
werden konnte. Ja auf der Strecke, wo er am Ziegenrücken vorbei-
rauscht, ist die Thalrinne so eng, daß der alte Weg den Fluß verließ
und sich oben am Abhange des Berges entlang zog, bis erst in neuerer
Zeit durch Felsensprengungen auch unten für ihn Platz geschaffen
wurde. Immer höhere Berge begleiten den Fluß, bis er endlich den Hütten-
ort Oker erreicht. Da endet die Schlucht, welche das Okerthal heißt,
und nun tritt der Fluß in die Ebene ein.
Vom Brockenfelde eilt im eiligen Lauf die Radau hinunter, um
auf dem kürzesten Wege die Ebene zu gewinnen. Doch ehe sie ihr
Ziel erreicht, fließt sie an großartigen Steinbrüchen vorüber, wo die
harten Gabbrosteine gewonnen werden, welche zur Pflasterung der
Straßen dienen. Ganz in der Nähe liegt der Radauwafferfall, bei
deffen Rauschen es sich im Garten des freundlichen Wirtshauses gar
angenehm sitzen läßt. Weiterhin bespült sie den Fuß des steil ansteigenden
Burgberges und durchfließt dann den herrlich gelegenen Badeort Harz-
burg. Hier verläßt sie das Gebirge. Ruhiger wird nun ihr Lauf, bis
sie sich endlich bei Vienenburg mit der Oker vereinigt.
Beide Flüffe aber haben vom Harze große Maffen von Geröll,
Kies und Sand mitgebracht, die nun das breite Thal der Oker ganz
bedecken und demselben den Namen „Steinfeld" verschafft haben. Bis
Schladen hinunter ist es noch nicht gelungen, ihren Gewässern ein
festes Bette anzuweisen.
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